Neues Wissen vom Sanitär

Am Freitag war ich nun endlich mal bei einem Sanitär und konnte mit ihm die sanitären Anlagen im Tiny House besprechen. Hier nun noch einen Überblick über alles, was ich erfahren habe!


Vorbereitung & das Gespräch

 

Als Unternehmen, das für meine Sanitärfragen herhalten musste, hatte ich mir die "Fröhlich Sanitär AG" ausgesucht, die ihren Sitz glücklicherweise in Velodistanz zu meinem Zürcher Zuhause hat. Fröhlich klingt auch nicht schlecht, habe ich mir gedacht; und habe als Vorbereitung schlichtweg all die Fragen, die mir zum Thema im Kopf herumgeschwirrt sind, aufgeschrieben. Ausserdem habe ich - wie am Freitag im Blog schon beschrieben - ein Dossier zusammengestellt mit ein paar Screenshots vom Modell, wo man die sanitären Anlagen in meinem Tiny House sehen kann und auch, wie die Konstruktion aufgebaut ist (Wände, Anhänger, etc.).

 

Wie immer war ich etwas nervös, weil ich von Sanitärsachen keine Ahnung habe, da aber reingeschneit komme und den Leuten erklären muss, dass ich ein Haus bauen möchte. ;-) Ich möchte ehrlichgesagt gar nicht darüber nachdenken, was die Profis da jeweils denken. Viel Glück dann auch! Oder: Jahaa, genau, du und ein Haus bauen... Aber zum Glück ist mein Optimismus gross und mein Hirn stellt auf Durchzug, sobald ich die besagten Firmen betrete, und so war es dann gestern auch! Man muss einfach auftreten wie ein Experte und möglichst viele Fachausdrücke einstreuen, dann funktioniert das. Das einzige Problem dürfte dann sein, dass die Handwerker ebenfalls auf Fachjargon umsteigen und man dann gar nichts mehr checkt. :P

 

So, jedenfalls hat sich dann der Geschäftsleiter persönlich (Herr Racale) mit meinem Projekt befasst. Ich habe ihm alles erklärt und dann versucht, meine Frageliste einigermassen geordnet durchzugehen, was aber nicht so gut geklappt hat. Denn Herr Racale hat mir von Anfang erklärt, wie er und seine Leute das alles (klassisch) umsetzen würden, und so habe ich meiner Meinung nach ein bisschen zu wenig über weitere Installationsmöglichkeiten erfahren. Zum Beispiel wollte ich gerne wissen, ob und wie man ein Off-Grid-System einbauen könnte, z.B. mit einem Tank im Küchenschrank, wo eine Pumpe bei Bedarf das Wasser zu den Wasserhähnen pumpen würde. So ein System habe ich nicht erfunden, ich habe das z.T. bei anderen Tiny Houses schon gesehen. Aber irgendwie... konnte ich mich nicht gut formulieren, oder Herr Racale kennt sich nicht so gut mit solchen Systemen aus (sorry, ich will ihm natürlich nicht auf die Füsse treten, aber könnte ja sein), jedenfalls haben wir aneinander vorbeigeredet und deshalb schlage ich mir die bestimmt komplizierteren und teureren Off-Grid-Systeme jetzt aus dem Kopf. Sind wir ehrlich: Ich werde vermutlich nicht in der Pampa stehen mit meinem Häuschen. Deshalb ist eine klassische Variante mit angehängtem Schlauch genauso gut.

 

Nun gut, obwohl ich nicht ALLES mit Herrn Racale besprechen konnte, habe ich doch ziemlich viel erfahren und das möchte ich hier in einer klassischen Frage- und Antwortliste festhalten! :-)

Generell

  • Wer kommt zuerst auf die Baustelle - der Elektriker oder der Sanitär?
    • So läuft das: Zuerst kommt der Sanitär. Wasserleitungen sind dicker im Durchmesser als Kabel(rohre) und die Sanitärinstallateure sind daher beim Verlegen weniger flexibel, weshalb sie ihre Arbeit vor dem Elektriker machen. Anschliessend kommt der Elektriker und hängt noch den Boiler/Durchlauferhitzer ans Elektropanel. Später kommt der Sanitär noch einmal und hängt die elektrischen Sanitärgeräte und allenfalls Brüneli/Dusche noch an.
  • Würden Sie einen Boiler (der warmes Wasser erhitzt und speichert) oder einen Durchlauferhitzer (der Wasser nur nach Bedarf erhitzt) empfehlen?
    • Durchlauferhitzer.
  • Wer installiert den Durchlauferhitzer?
    • Der Sanitär bringt und montiert ihn, und hängt alle nötigen Wasserleitungen dran. An den Strom hängt ihn danach der Elektriker an, sobald dieser sein Elektropanel installiert hat.
  • Darf der Durchlauferhitzer im kalten unisolierten Schopf hängen, also aussen am warmen Tiny House?
    • Ja, kein Problem. Der Durchlauferhitzer hat einen Thermostat; sobald dieser fühlt, dass es zu kalt ist, erwärmt sich der Durchlauferhitzer selber.
  • Waschmaschine: Wie viel Wasser lässt eine kleine Waschmaschine raus? Könnte ich im Häuschen waschen oder kommt dann eine Flut Wasser unter dem Anhänger raus?!
    • Eine kleine Waschmaschine braucht wenig Wasser, das ist überhaupt kein Problem. Keine Angst vor einer Flutwelle!...

(Trink)Wasseranschluss

  • Wie bringe ich Wasser ins Tiny House?
    • Über einen langen Trinkwasserschlauch, das irgendwo im oder am Gasthaus an einen Wasserhahn angehängt wird. Klassisches Beispiel: Die meisten Häuser haben einen Aussenhahn im Garten - so was reicht schon.
  • Kann das Wasser im Trinkwasserschlauch im Winter nicht gefrieren? Wie vermeide ich das, muss man den Schlauch vergraben oder fett mit Schaumstoff isolieren?
    • Ja, das Wasser könnte gefrieren. Die Lösung ist ein Frost(schutz)band, ein dünnes Schläuchlein, das man mit Kabelbindern eng an den Trinkwasserschlauch binden kann und das ans Stromnetz angehängt ist. Dieses Frostschutzband hat einen Aussenfühler, der die Temperatur misst. Wird es zu kalt, wird das Frostband durch Strom erwärmt, aber nur so auf 3 oder 4 Grad – sodass das Wasser im Trinkwasserschlauch ganz sicher nicht gefrieren kann.
  • Wie werden die Leitungen gelegt, sodass nur kaltes Wasser angeschlossen wird, jedoch nachher Kalt- und Warmwasser an alle Wasserquellen gehen?
    • Durch den Schopfboden macht man ein kleines Loch (das auch mit einem Zapfen verschliessbar wäre), wo der Trinkwasserschlauch hineingeführt wird. Im Schopf hängt der Wasserverteiler (das Sanitär-Pendant zum Stromverteiler/Elektropanel) und der Durchlauferhitzer. Nun wird die Trinkwasser-Leitung aufgeteilt. 1 kalte Leitung geht direkt in den Wasserverteiler; 1 Leitung geht in den Durchlauferhitzer, wo das Wasser dann warm rauskommt und warm in den Verteiler geht.
  • Und dann?
    • Vom Verteiler werden Trinkwasserleitungen zu allen Wasserquellen gebracht. Weil diese Wasserquellen hier nahe beeinander sind, müssen es nicht mal einzelne Schläuche sein, man kann auch einen Schlauch verlegen und diesen an den entsprechenden Stellen  mit einer Gabelung erweitern und einfach noch kurz zum nächsten Brüneli (oder so) weiterführen.

Abfluss

  • Wie würden Sie die Abflüsse gestalten? Direkt durch den Anhängerboden?
    • Zuerst hat Herr Racale mir gesagt, man müsse nicht durch den Anhängerboden bohren; die Abwasserrohre aus schwarzem Kunststoff könne man auch in den Wänden verlegen, diese irgendwo alle zusammenbringen und dann durch einen Abfluss aus dem Haus führen. Aber dann hat er irgendwann gemerkt, dass meine Wände ja nur 10cm dick sind; die klassischen Abwasserrohre jedoch 9cm dick. (Allerdings gibt es laut Internet auch dünnere Abwasserrohre - ich weiss nicht, warum er genau von den 9cm-Rohren gesprochen hat. Vielleicht, weil diese Standard sind?) Also passen die unmöglich durch die Wände. Deshalb sind wir zum Schluss gekommen, dass man die Abwasserrohre doch direkt unter jeder Wasserquelle aus dem Anhänger rausführen muss.
  • Ist es möglich, dass unter dem Anhänger die Abflüsse in 1 Rohr zusammengebracht werden?
    • Ja, das ist möglich.
  • Kann man das Wasser dann in eine Tonne leiten oder sonst wie sammeln?
    • Herr Racale hat energisch den Kopf geschüttelt und gesagt, das ginge nicht. So eine Kläranlage sei sehr teuer. Ich war etwas verwirrt, weil solche Systeme dauernd von Tiny Houses genutzt werden, aber vermutlich habe ich mich nicht gut ausgedrückt. Denn ich möchte keine Kläranlage haben; sondern höchstens eine Tonne mit Sand und Kies drin, wodurch das Wasser gereinigt wird und z.B. in einen Garten geleitet werden kann...
  • Könnte man das Wasser einfach in eine Tolle / einen Gulli leiten?
    • Ja genau (das hat Herr Racale statt selbstgebautem Klärsystem vorgeschlagen). Vom Anhänger her kann man einen Abwasserschlauch in die nächste Tolle führen. Tollendeckel in Schweizer Strassen sind zwar standardisiert, aber für solche Fälle kann man irgendwie einen anderen Tollendeckel nehmen, der von Autos weiterhin befahrbar ist, aber trotzdem einen Schlauch reinlässt. (Keine Ahnung, wie sehr man mit den Behörden kämpfen muss, um seinen eigenen Tollendeckel zu bekommen...). So wird man sozusagen formell ans Abwassersystem angehängt. Ich glaube, das geht aber auch nur, weil ich kein Schwarzwasser (kein Toilettenwasser) aus dem Haus führe, sondern nur leicht verschmutztes Küchen- und Waschwasser.

Off-Grid-Möglichkeiten?

 

Wie gesagt habe ich hier nich allzu viel erfahren... Wer mehr weiss, soll mir bitte Bescheid geben :-)

 

Spezifisch: Bei so einem Häuschen...

  • Würden Sie die Rohre eher Aufputz (sichtbar im Innenraum, sehr zugänglich) oder Unterputz (versteckt in den Wänden, nicht mehr zugänglich) verlegen?
    • Unterputz.
  • Was für Rohre nehmen Sie normalerweise für so eine Installation (Pex, Kupfer, ...)?
    • Trinkwasserleitungen: Pex-System (sehr flexibles Kunststoffsystem)
    • Abwasserrohre: Schwarze PVC-Rohre
  • Die Ecken im Tiny House sind ziemlich 'dick', mit viel Holz. Bringen Sie die Rohre trotzdem durch?
    • Die Abwasserrohre nicht (wie wir ja herausgefunden haben, sind diese eh zu dick für die Wände).
    • Die Trinkwasserleitungen ja.

Installation

  • Ist es möglich, dass Sie die ganze Sanitärinstallation machen würden?
    • Ja. (Als ich jedoch gesagt habe, dass ich in der Nähe von Winthi baue, hat er mir empfohlen, doch lieber einen lokalen Sanitär zu holen... :P)
    • Wie gesagt: Die Sanitärs kommen zwei Mal. Das erste Mal werden alle Leitungen, Durchlauferhitzer, Verteiler, Anschlüsse und Abflüsse gemacht (das Haus ist noch leer). Ebenfalls werden alle Leitungen getestet. Beim zweiten Mal werden die Geräte angeschlossen. Zu diesem Zeitpunkt ist Elektro schon drin und alle Wände zu.
  • Wieviel kostet so eine Total-Installation?
    • Grundsätzlich berechnen Sanitärinstallateure für jeden Anschluss im Haus ca. 1000 Franken, exklusiv Durchlauferhitzer, Trinkwasser- und Abwasserschlauch.
    • Ich habe z.B. 2 Brüneli, 1 Dusche und 1 Waschmaschine geplant; ausserdem - wenn's geht - 1 Aussenhahn an der Hauswand. D.h. bei mir würde eine solche Installation vermutlich 4000-5000 Franken kosten.

Trinkwasserschlauch (hier: von Aquapal)

Pex-Rohrsystem

 

Sehr simpel: Rot = Warmwasserleitung, Blau = Kaltwasserleitung

Abwasserrohre aus Kunststoff

Abwasserschlauch (Wohnwagen benutzen z.B. auch solche)

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Kommentare: 2
  • #1

    Silvan (Mittwoch, 17 Juli 2019 15:49)

    Hallo Fiona

    Ich schreibe hier ein bisschen verspätet da ich mich erst seit kurzem für Tiny Häuser interessiere und erst jetzt auf deine Blog gestossen bin. Daher lese ich mich hier durch :-). Ich weiss natürlich nicht wie du dich nun entschieden hasst. Aber das Abwasser der Waschmaschine könntest du nicht einfach auffangen und in den Garten lassen da du ja wahrscheinlich Waschmittel verwendest wirst. Diese enthalten Chemikalien und dürfen nicht einfach so in die Erde gegossen werden.

    Liebe grüsse ein ehemaliger Sanitär

  • #2

    Fiona (Mittwoch, 17 Juli 2019 17:39)

    Hallo Silvan

    Kein Problem, jegliche Kommentare sind willkommen :-) Cool, dass du auf meinen Blog gestossen bist.
    Danke für den Hinweis. Das stimmt natürlich, mit chemikalischen Waschmitteln versetztes Wasser darf nicht einfach so in die Erde gelangen. Aber ich denke, es gibt hier 2 Lösungen:
    1) Waschmittel ohne Chemikalien benützen. Es gibt Bio-Waschmittel oder gar ganz andere Lösungen wie Waschnüsse o.ä. Da müsste man sich schlau machen. So etwas strebe ich an.
    2) Das Grauwasser sammeln und fachgerecht entsorgen, so wie auf dem Campingplatz.
    Wie sehr Chemikalien aus dem Wasser gefiltert werden, wenn man es durch eine Tonne mit Kies/Sand und Ähnlichem durchlässt, weiss ich nicht, aber wenn die Filterung gut ist, würde das vielleicht sogar reichen, um mit minimalen Chemikalien versetztes Wasser doch erd-tauglich zu machen.

    Liebe Grüsse,
    Fiona