Update Tiny-House-Projekt

Nachdem ich mich in den letzten 2 Monaten mit Blog-Einträgen zurückgehalten habe, möchte ich hier ein Update geben, was so läuft beim Thema Mini-Hüüsli.

Tiny-House-DVD

Im Dezember habe ich zu Weihnachten ein Tiny-House-technisch tolles Geschenk bekommen - die DVD von tinyhousebuild.com!

Die DVD besteht eigentlich aus 4 Discs, die zusammen über 6 Stunden Filmmaterial darüber enthalten, wie man ein Mini-Haus auf einem Anhänger baut. Über die DVD schreibe ich mal eine etwas ausführlichere Review, aber mal so viel: Sie ist wirklich ziemlich nützlich, enthält viele wichtige Tipps und gibt einem wirklich das Gefühl, dass es wirklich machbar ist, ein Tiny House zu bauen. Schritt für Schritt erklären sie einem, was gerade ansteht und wie man dieses und jenes am besten erreicht.

Nach der DVD (die ich innerhalb von 4 Tagen verschlungen hatte) war ich eigentlich ziemlich optimistischer Laune, dass das zwar ein grosses, jedoch (mit ein paar helfenden Händen) machbares Projekt ist.

Offene Fragezeichen

In der letzten Zeit aber schlug ich mich auch mit ein paar Fragen herum, die ziemlich elementar sind, wenn es darum geht, ein Häuschen zu bauen. Vor allem fragte ich mich: Wie lange möchte ich in dem Häuschen wohnen? Mit wem und wie vielen Leuten? Soll und will ich überhaupt so weit denken, ob dann noch Familienanhängsel reinpasst? Wäre das Häuschen nur eine abenteuerliche "Übergangslösung" oder...? Diese Fragen sind vor allem wichtig, weil es seine Zeit braucht, bis so ein Tiny House mal gebaut ist, und sich dann berechtigterweise die Frage stellt, wie lange man dann tatsächlich drin wohnen kann, bis es zu klein wird (z.B. mit Familie).

Auch habe ich mich gefragt, ob es denn nötig ist, das Häuschen unbedingt auf einem fahrbaren Gestell zu bauen. Immerhin ist das ziemlich tricky - und dann schränkt es einen auch noch ein in Form und Grösse. Das stimmt natürlich. Und ehrlichgesagt: Hätte ich jetzt schon einigermassen viel Land, das sich zum Bewohnen und Bauen eignen würde, würde ich wahrscheinlich eine statische Hausversion wählen (wie 99.9% aller Leute). Das Problem ist nur: Ich habe kein Land, auch nicht viel Geld, und finde mich irgendwie zu jung, um jetzt schon nach Land Auschau zu halten. Das Tiny-House-Projekt wäre da viel flexibler: Wenn alles klappt, kann man es an einem Ort bauen, während man noch nicht mal einen Parkplatz dafür hat, es dann aber nach Abschluss der Bauarbeiten zu einem Plätzchen fahren, wo es temporär stehen darf. Man hat mehr Zeit, um einen Weg und Platz für das Häuschen zu finden, was nicht der Fall wäre, wenn man zuvor bereits wissen muss, wo man welches Land besitzen will (womöglich für den Rest seines Lebens...). Natürlich könnte man es auch herumfahren, sobald sich ein neuer Platz für das Häuschen ergibt. Ergäbe sich 'irgendwann' die Möglichkeit, Land zu haben und ein gemeinschaftliches Permakultur- und Hofleben aufzuziehen, wäre es natürlich fantastisch, das Häuschen mitzunehmen und dort aufzustellen - oder zu verkaufen, wenn sich eine bessere Möglichkeit ergibt.

Ein wenig schwierig war und ist es für mich auch, dass das Projekt halt nur MEIN Projekt ist. Weil es Vergleichbares noch kaum gibt in der Schweiz und wenn, es dann ziemlich schwer ist, diese Projekte aufzuspüren (z.B. im Internet), muss ich alles von Grund auf herausfinden und das ist nicht so einfach. Es braucht auch Mut, irgendwelche Leute anzurufen und ihnen zu erklären, was man vorhat - besonders, wenn man noch keine Ahnung hat plus noch nie etwas gebaut hat. ;-)

Ich muss mich auch immer wieder daran erinnern, weshalb ich das gerne machen würde, denn die Hindernisse und Herausforderungen wirken doch sehr hoch aus meiner Perspektive. Nur: Es spornt mich halt an, wenn ich Geschichten von Menschen höre, die so etwas ebenfalls noch nie gemacht hatten und es dann doch geschafft haben, und ich werde ganz sehnsüchtig, wenn ich Bilder wie diese sehe:

Dann denke ich einfach: Es muss einfach gehen. Es ist wirklich ein Traum von mir, mal etwas ganz Eigenes mit meinen (und anderen) Händen zu erschaffen, und meine Kreativität in etwas zu stecken, was danach begeh- und bewohnbar ist. Und die ganze Planungs- und Design-Phase interessiert mich ja wirklich, ich finde es faszinierend, über einen Themenbereich zu lernen, der mir bis jetzt völlig unbekannt und fremd war - und mittlerweile höre ich mich schon mit Leuten darüber fachsimpeln, wie man ein Häuschen am besten baut.

Es ist nur schade, dass man sich mit solchen Vorhaben etwas alleine fühlt - in der Schweiz sind Tiny-Houses etwas gänzlich Unbekanntes und es gibt keine offiziellen Seiten, wo man Rechtliches erfahren kann (wie z.B. x-fach in den USA vorhanden, aber auch in Deutschland). Einige Dinge konnte ich über die Seite tiny-house.ch erfahren, nur hat der Eigentümer der Webseite sein Tiny-House-Projekt kürzlich eingestellt bzw. in ein Zirkuswagen-Projekt umgewandelt. Ansonsten tappt man als Mini-Hüüsli-Projektlerin in der Schweiz ziemlich im Dunkeln.

LIVE-Besuch eines ähnlichen Projekts

Am letzten Samstag (23. Januar) konnte ich endlich einmal ein DIY-Projekt in meiner Nähe besuchen: A. ist über zwei Ecken eine Bekannte, die einen Zirkuswagen (um)baut - und das zum Glück nur 10 Minuten entfernt von meinem Wohnort. Ich war sehr froh, einmal meine wichtigsten Fragen stellen zu können: Wo hast du deinen Wagen her? Wie beschaffst du dir Werkzeuge? Wie viel kostet es? Wie lange geht es?

Ihr Wagen sah ungefähr so aus (dieses Bild ist aus dem Internet):

A. selbst ist seit ungefähr 2 Jahren an ihrem Wagen. Zunächst hatte sie sich auf Ricardo einen passabel aussehenden Bau- oder Zirkuswagen gekauft, den sie neu isolieren und dann ausbauen wolte. Daraus wurde anschliessend nichts, weil sie nach dem Aufmachen der Wände feststellen musste, dass die Konstruktion mangelhaft oder abgenutzt (oder so) war. Jedenfalls montierte sie dann den ganzen Wagen ab, schliff das Chassis (Fahrgestell) ab und baute den Wagen neu auf. Dafür nutzte sie v.a. am Anfang auch die Hilfe einer Schreinerei, die das Projekt toll fand und selber Wagen baut. Als ich letzten Samstag da war, hatte sie neu gerade die Isolation reingetan und war dran, geleimte leichte Holzplatten als Wandverkleidung zu befestigen. Von aussen sieht der Wagen top aus und man mag sich gar nicht vorstellen, dass das so lange gedauert hat. Auch habe ich gesehen, dass viel Arbeit halt ums Ausmessen geht - es muss fast alles millimetergenau sein, dass es gut aussieht und stabil ist.

Sehr motivierend war es für mich, dass A. selber keine Bau- oder Werkerfahrung hatte - sie hatte einfach die Projektidee und hat den Mut gehabt, sich die Leute zu suchen, die sie dabei unterstützen konnten (ihre beste Freundin ist z.B. Schreinerin und sie arbeitete wie gesagt zusammen mit der Schreinerei). Das zeigt mir: Schlussendlich kann man es eben doch schaffen, auch wenn man keine gelernte Zimmerfrau ist! Ausserdem hat mich ihr Optimismus mega angesteckt. Ich finde ihr Projekt wirklich toll und hoffe, sie kann es bald stolz fertigstellen. Und nicht zuletzt hat sie mir einige wertvolle Tipps gegeben, die ich in einem anderen Beitrag zusammenstellen möchte.

Ein grosser Dämpfer, der mir immer noch im Magen liegt, waren die Kosten, die sie mir für ihr Projekt angab: Über 40'000 Franken hat sie bis jetzt für den Wagen ausgegeben - und er ist ja noch nicht fertig... Das hat mich wirklich etwas erschreckt. Ich habe mir vorgestellt, man könne so etwas mit wenig mehr als 20'000 CHF bauen. Das ist nämlich ein Betrag, den ich irgendwie noch zusammenkratzen kann. Auch 25'000 CHF finde ich noch im Rahmen - mit ein paar Familienkrediten, Crowdfunding (haha), Sparen und Arbeiten sollte das schon gehen... Aber SO viel Geld bringe ich niemals zusammen. Deshalb war ich auch etwas geknickt danach und wollte das Projekt schon vergessen (was natürlich nicht ging, denn ich fand es immer noch faszinierend). Gleichzeitig aber muss ich auch sagen: Wenn man das Häuschen ein bisschen kleiner macht, recycelte Materialien nimmt, wo immer es geht, die allermeiste Arbeit selbst macht... Dann sollte das doch unter 30'000 CHF gehen...

Aber ich will mich hier nicht zu fest aus dem Fenster lehnen. Die Schweiz ist teuer und das ist mir klar. Umso wichtiger ist es mir jetzt, mir konkret Infos zu holen und irgendwann einen detaillierten Bauplan zu erstellen, damit ich mir (mithilfe der Preisschilder im Hornbach) wirklich ein Budget erstellen kann. Ich halte mich jetzt an den Grundsatz: Nichts verwerfen, solange nicht Klarheit herrscht.

Alles in allem also ein toller Besuch, der mich zum Denken, aber auch Träumen angestossen hat!

Erste Gespräche mit Behörden und Experten

Mit all diesen neuen Erfahrungen, Überlegungen und Infos im Kopf habe ich mich heute dann dazu entschlossen, mal wirklich einen Schritt zu machen in Richtung Tiny House. Das hiess für mich, den Mut zusammenzunehmen und bei offiziellen Stellen anzurufen, um sie nach Auskunft zu fragen. Wo es in Amerika (wie gesagt) scheinbar tonnenweise Hilfestellung zu den "Building Codes" gibt, findet man in der Schweiz nichts zu Tiny Houses. Zwischen Wohnmobil und Betonhaus gibt es in den rechtlichen Dokumenten nichts, und da ist es schon schwierig, den Leuten am Telefon zu erklären, was man denn eigentlich bauen will (zumal die meisten es vermutlich nicht erstrebenswert finden, so zu leben, aber was soll's...).

 

Stadt Zürich / Strassenverkehrsamt

Der erste wichtige Schritt war einmal herauszufinden, ob ein Tiny House als Haus oder Fahrzeug gilt. Als ich bei der Stadt Zürich anrief und nach baurechtlichen Infos fragte, wiesen die mich gleich weiter ans Strassenverkehrsamt, was für mich bedeutet: Ein Tiny House ist definitiv ein Fahrzeug.

Nur: Es ist ja auch ein Haus - und da muss ich dann mal noch direkt bei der Baudirektion nachfragen, ob es da nicht doch ein paar Vorschriften von wegen Feuerschutz und Materialien gibt... (Ausser die Amerikaner sind da mal wieder überdetailliert und in der Schweiz gibt es das nicht? Kann ich mir kaum vorstellen.)

Beim Strassenverkehrsamt musste ich auch zuerst zwei Nasen erklären, was ein Tiny House ist ("ein kleines Häuschen auf einem Anhänger gebaut"), und man wies mich dann weiter zur Technikabteilung. Der Angestellte dort war sehr freundlich und hat mir zuerst mal erklärt, dass es einen Unterschied mache, ob man die Ladung (das Haus) auf einem Anhänger "festmache" im Sinne von "festschnalle", oder ob das Haus tatsächlich AUF den Anhänger gebaut werde (worauf ich ihm natürlich Letzteres bestätigte). Dann sagte er mir noch, es sei rechtlich gesehen wichtig, ob ich selbst dann die Herstellerin des Fahrzeuges sei - soweit ich das verstanden habe, wäre ich tatsächlich die Herstellerin, da ich die Entwerferin des Fahrzeugkonzeptes bzw. -systems wäre. Und es ausserdem noch selbst bauen würde.

Ich erklärte ihm auch, dass der Wagen nicht gedacht sei, um die ganze Zeit herumgefahren zu werden, sondern dass die Idee wäre, ihn am einen Ort zu bauen und dann allenfalls an einem anderen Ort dauerhaft aufzustellen. Die Fahrzeit wäre also recht überschaubar.

Schlussendlich bot er mir an, dass ich schon einmal zu einem Gespräch vorbeikommen könnte, sobald ich ein paar "Daten" und "Pläne" hätte, die sie sich anschauen könnten. Und er bestätigte mir (was in dem Moment fast am wichtigsten für mich ist), dass ein Fahrzeug in der Schweiz eine maximale Höhe von 4 Metern, Breite von 2.55 Metern und Länge von 12 Metern haben darf. Für einen Besuch beim Strassenverkehrsamt müsste ich mich aber sehr gut vorbereiten; heute ging es ja vor allem darum, die Frage zu klären, ob ein Tiny House ein Haus oder ein Fahrzeug ist... Aber in Zukunft ginge es dann darum zu schauen, was der Anhänger für Dinge erfüllen muss, um strassentauglich zu sein.

 

Anhänger-Macher

Als nächstes überwand ich mich gleich nochmals und rief einen lokalen Anhängermacher nahe meiner Heimatgemeinde an: Ob ich einmal vorbeikommen könne, um mit ihm über Anhänger zu sprechen und ein paar Fragen zu klären. Der Anhängermacher klang auch sehr freundlich und lud mich gleich für kommenden Montag ein! Obwohl auch er noch nie etwas von Tiny House gehört hatte. Deshalb bin ich jetzt ganz motiviert, bis nächsten Montag ein paar anschauliche Pläne, das ungefähre Gewicht und Eckdaten des Hauses zusammenzuhaben. Ausserdem möchte ich noch ein Bild mitbringen vom Traum-Anhänger, der ungefähr so aussehen sollte wie der von tinyhousebuild. Ihr Anhänger ist einer der tiefstgelegensten und ich möchte den Anhängerbauer fragen, ob er mir einen Namen für diese Art nennen kann, ob er so was auf Lager hat oder gegebenenfalls massfertigen kann (--> und wie viel der Gspass kosten würde). Ich hoffe, da kann ich ein paar Fragen klären. Kostet ein massgefertigter Anhänger bereits 10'000, muss ich mit etwas ab Lager zurechtkommen, und dann kann er mir auch gleich sagen, womit. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, meine Fragen einem Experten stellen zu können!

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Kommentare: 2
  • #1

    silvia (Donnerstag, 09 August 2018 04:47)

    hallo Fiona! wie ging es weiter?
    :)

  • #2

    Fiona (Montag, 20 August 2018 17:40)

    Hallo Silvia :-)
    -Wenn es dich interessiert, wie es nach diesem Blogeintrag weiterging, klicke bitte auf den Reiter "Blog 2018" oben, dort kannst du viele weitere Blogeinträge einsehen.
    -Wenn es dich interessiert, wie der aktuelle Stand des Projektes ist: Auf der Home-Seite hat es aktuelle Fotos. Ein Blogeintrag wird folgen, jedoch ist das Bloggen im Moment nicht meine oberste Priorität.
    Liebe Grüsse,
    Fiona