Alles vorbereitet fürs Wände-Aufstellen

Es guets Neus! :D Nach den Festtagen habe ich mich dem Tiny House wieder mehr widmen können. Die Vorbereitung fürs Wände-Aufstellen hat allerdings etwas länger gedauert als gedacht. Zudem sind mittlerweile die Temperaturen eingebrochen, und die frostige Kälte in der Tiny-House-Scheune macht das Bauen zu einer nicht mehr ganz so spassigen Angelegenheit...


Bautag 11

 

Bevor das Jahr 2016 zu Ende ging, wollte ich unbedingt meine Wände fertig haben. Die einzige, die noch übrig geblieben war, war die zweite Mittelwand. Da ich die Herausforderungen einer Wand, die über den Radkasten geht, bereits vom Bau der ersten Mittelwand kannte, war die zweite Wand eindeutig schneller fertig zusammengeschraubt als die erste!

Bautag 12

 

Nachdem die letzte Wand fertig war, wollte ich verständlicherweise nichts lieber, als die Wände endlich aufzustellen. Dafür musste ich aber noch einige Dinge vorbereiten, allen voran den "Wandrahmen" auslegen (ich nenne das so): Das bedeutet, Balken genau dort hinzuschrauben, wo nachher die Wände draufkommen. Die Balken sind sozusagen die Unterlage der Wände. Man richtet sie also ganz genau rechtwinklig zueinander aus, und stellt somit sicher, dass später die Wände möglichst rechtwinklig zueinander stehen. Es ist dabei viel einfacher, diese Arbeit im Vornhinein mit ein paar leichten Balken zu machen, als mit den Wänden selbst. Ausserdem eignen sich die Balken des Wandrahmens super, um von aussen ein paar Blöcke reinzuschrauben, sodass man die Wand dicht an diese heranschieben und somit sicherstellen kann, dass die Wand exakt auf dem Wandrahmen steht.

 

Dumm nur, dass das Ganze wirklich nicht so einfach zu bewerkstelligen ist - v.a. wenn man noch nie so etwas gemacht hat. In meiner Tiny-House DVD (Morrison) dauert das Ausrichten der Wände 2 Minuten und natürlich gelingt es beim ersten Mal perfekt. Was man macht, wenn man die doofen rechten Winkel nicht hinkriegt, wird einem leider nicht erklärt... Deshalb war ich froh, dass Toby vom Holzlabor in der Werkstatt war, der mich und meine Helferin beraten konnte, als wir schon am Ende unseres Lateins waren.

 

Zunächst wollten wir den Anhänger horizontrieren und versuchten, dem Anhänger mit einer riesigen Wasserwaage zu Leibe zu rücken. Leider ist aber weder der Anhänger, noch meine Subfloor-Konstruktion 100% gerade. Das macht das ein bisschen schwierig. Toby hat uns dann gesagt, dass es zum Aufstellen der Wände nicht nötig sei, dass der Anhänger 100% gerade sei. Schlussendlich werden die Wände gerade sein, wenn man sie aneinander festschraubt. Denn man kann ja davon ausgehen, dass die Wände in sich (möglichst) rechtwinklig sind. Das hat Sinn ergeben, und wir haben das mit der Wasserwaage gelassen.

 

Den Wandrahmen selbst auszulegen, war wie gesagt tricky. Wir haben mal random mit einer Seite angefangen und mit der Pi-mal-Daumen-Messtechnik geschaut, ob der Balken parallel zum Anhänger daliegt. Dann haben wir im ungefähren rechten Winkel dazu einen zweiten Balken hingelegt. Beide Balken haben wir mit Schraubzwingen befestigt und dann geprüft, ob sie im rechten Winkel zueinander sind, und gegebenenfalls angepasst. So haben wir uns von Winkel zu Winkel vorgearbeitet, die Balken immer wieder angepasst und sie mit dem Hammer einen oder zwei Millimeter vor- oder zurückgeschoben.

 

 

Es gibt 3 Möglichkeiten, die man anwenden kann, um zu schauen, ob zwei oder drei Balken im rechten Winkel zueinander stehen:

 

1. Satz von Pythagoras (a^2+b^2=c^2): Man hat zwei Balken im rechten Winkel. Man misst auf dem einen Balken von der Ecke z.B. 60cm ab, dann auf dem anderen Balken vom selben Punkt aus 80cm. Die Linie zwischen den zwei Punkten müsste, wenn die zwei Balken rechtwinklig zueinander stehen, exakt 100cm betragen. Macht sie das nicht, muss man den einen Balken ganz wenig nach aussen oder innen schlagen, und so schauen, dass die 100cm irgendwann eintreffen.

2. Diagonalen messen: Man hat drei Balken im rechten Winkel bzw. parallel zueinander. Man misst nun auf den zwei seitlichen Balken eine gewisse Strecke ab und misst dann übers Kreuz die Diagonalen. Sind beide Messungen exakt gleich, bedeutet das, dass beide 90-Grad-Winkel stimmen.

3. Von Seite zu Seite messen: Ziemlich simpel... Ist aber super, um am Schluss die Bestätigung zu haben, dass man den Satz von Pythagoras nach Jahren des Mathe-Verdrängens richtig angewendet hat. ;-)

Hat man das alles auf der einen Seite des Anhängers bewerkstelligt, muss man es irgendwie schaffen, dass die zweite Seite des Anhängers parallel ist zur ersten. Dass also die Balken trotz Radkästen dazwischen in einer Linie fortgeführt werden. Toby hat uns gezeigt, dass dies am besten geht, wenn man kleine Holzblöckchen auf beide Seiten des Radkastens an die Balken macht, eine Schnur dazwischen spannt und schaut, ob die Schnur aussen oder innen an den Blöckchen nicht gespannt wird oder die Blöckchen nicht berührt. Im Idealfall berührt die Schnur alle Blöckchen leicht.

 

Wir haben das nicht 100% hingekriegt. Denn die Blöckchen selber waren teilweise nicht ganz senkrecht, also nur mässig geeignet. Aber da wir wussten, in welche Richtung die Blöckchen tendierten, konnten wir uns den Rest ungefähr zusammendenken. Schlussendlich hatten wir die Balken also am rechten Ort und festgeschraubt. Nicht so einfach, wie es klingt!...

 

Materialsuche: Fenster

 

Jetzt noch ein bisschen theoretisches Blabla! Ich hatte vor ein paar Monaten darüber geschrieben, dass ich drei Fenster als Occasionen gekauft und so in meinen Bauplan integriert hatte; den Rest wollte und will ich neu bestellen, weil es für mich schwieriger ist als gedacht, passende Occasionsfenster zu finden. Mittlerweile habe ich mich entschieden, eines der Occasionsfenster wieder zu verkaufen und dafür ein neues zu kaufen. Der Grund dafür ist, dass meine weitere Recherche ergeben hat, dass man wirklich lieber KEINE einzelverglaste Fenster nehmen sollte. Ich wusste zwar schon etwas darüber, als ich die Occasionsfenster gekauft habe, aber ich fürchte, ich wollte einfach unbedingt mit dem Projekt anfangen und war daher eher bereit, ein nicht sehr gut erhaltenes einzelverglastes Fenster zu kaufen. (Würde ich jetzt nicht mehr machen, aber ich versteh's in der Rückschau.)

 

Wieso also keine einzelverglaste Fenster? Der Grund ist einfach. An einer einzigen Scheibe trifft die kalte Luft von draussen direkt auf die warme Luft von innen. Wie es die Physik so will, geschieht dann Folgendes: Irgendwelche Feuchtigkeit, die sich im warmen Innenraum befindet und an die kalte Glasscheibe gelangt, kondensiert. Die Glasscheibe beschlägt sich schnell oder es bilden sich Wassertropfen, die dann an der Scheibe runterlaufen und über längere Zeit das Fenster schädigen können. Im Winter gefriert die kondensierte Feuchtigkeit ausserdem direkt an der Scheibe. Das gibt dann schöne Eiskristalle direkt auf der Glasscheibe, die man abkratzen darf... Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das Fenster zersplittert, falls das Eis zu grosser Spannung in der Scheibe führt. Alles Dinge, die ich lieber nicht will. Bei der doppelverglasten Scheibe kann dies kaum passieren, denn der Zwischenraum zwischen den beiden Glasscheiben führt dazu, dass kalte und warme Luft nicht direkt aufeinandertreffen und es folglich draussen sehr kalt oder drinnen sehr feucht sein muss, damit Feuchtigkeit auf der Innenscheibe kondensiert. Das kennt man ja vom (doppelt verglasten) Badezimmerfenster, wenn man im Winter ausgiebig duscht...

 

So sieht meine einzelverglaste Haustüre im Winter aus
So sieht meine einzelverglaste Haustüre im Winter aus

 

Nun habe ich aber zwei Fenster mit nur Einzelverglasung. Das eine hatte ich fürs Badezimmer eingeplant. Nun, da ich die physikalischen Abläufe verstanden habe, ist mir klar geworden, dass es eine blöde Idee wäre, so ein Fenster im vermutlich feuchtesten Raum des Häuschens einzubauen. Dieses Fenster bestelle ich nun neu. Das zweite Fenster wird in die Küche kommen. Das Ding ist - dieses Fenster ist wirklich herzig und hat so einen Landhaus-Charme wegen der Sprossen in den Scheiben. Ich mag es besonders gut und deshalb habe ich beschlossen, dass das Häuschen wohl schon ein einzelverglastes Fenster aushält und ich sehen möchte, was passiert, wenn es eingebaut ist. Schlimmstenfalls kann ich es immer noch auswechseln.

 

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich war also im Bauhaus und habe mir dort eine Offerte für meine verbliebenen Fenster ausstellen lassen. Genauer gesagt: Ich war zwei Mal dort. Das erste Mal hat mir ein Angestellter eine dermassen konfuse Offerte zusammengeschrieben, die keinerlei Struktur hatte und ziemlich unprofessionell war, dass ich ein zweites Mal gehen musste. Ich wollte ihm nicht direkt ins Gesicht sagen, dass mir seine Offerte offengestanden Sorgen bereitete. Beim zweiten Mal landete ich beim Chef der Abteilung, der die Offerte zum Glück  überarbeitet hat. Wenn ich eines aus der bisherigen Projektzeit gelernt habe, dann, dass man IMMER alles schriftlich und vor allem klipp und klar aufgeschrieben braucht.

 

Die Schwierigkeit mit den Fenstern ist, dass es tausend Möglichkeiten gibt, wo man sie bestellt und in welcher Ausführung man sie haben will. Ich habe mich fürs Bauhaus entschieden, weil ich eine simple Fensterlösung brauche und keinen Schnickschnack, sowie ein nicht allzu grosses Budget zur Verfügung habe. Ausserdem habe ich mich für doppelverglaste Kunststofffenster entschieden; ein Graus für viele Wagenbauer_innen da draussen ;-) Holzfenster wären mir lieber, sind aber gemäss meines Wissens teurer und ausserdem einen Tick schwerer als die Kunststoffvarianten. Darüber hinaus bin ich selbst in einem tollen Haus mit Kunststofffenstern aufgewachsen und hab mich sehr wohlgefühlt damit, bzw. hatte bis zum jetzigen Zeitpunkt keinen Gedanken darüber verschwendet. Also werde ich mit Kunststofffenstern im Tiny House ebenfalls zurechtkommen.

 

Beim Bestellen der Fenster kam auch die Frage nach der Glasart vor: Man kann die Fenster mit normalem Fensterglas bestellen, oder aber mit Milchglas etc. oder eben Sicherheitsglas. Ich hab's nicht mehr 100% im Kopf, aber es gibt offenbar verschiedene Stufen von Sicherheitsglas. Kann sein, dass das sogenannte "Panzerglas" auch eine Form davon ist. Der Witz mit dem Sicherheitsglas ist schlicht, dass es weniger schnell bricht. Bei fahrenden Häuschen stellt sich also die Frage, ob der Einbau von Sicherheitsglas lohnend wäre bzw. ob es obligatorisch ist auf der Strasse. Die offizielle Antwort vom Strassenverkehrsamt lautet: Nein, Sicherheitslas ist nicht obligatorisch - solange bei der Fahrt keine Personen im Gefährt drin sind. Ich habe mich daher entschlossen, kein Sicherheitslas zu nehmen, schlimmstenfalls kann man die Fenster für eine holprige Fahrt mit Fensterläden oder Brettern verschliessen.

 

Der automatische Druckausgleich hat mich mehr zum Grübeln gebracht. Das ist ein Mechanismus im Fensterrahmen drin (man sieht das nicht von aussen), der den Luftdruck im Glaszwischenraum regelt. Man braucht so einen Mechanismus, wenn sich das Fenster über grössere Höhenunterschiede (mehr als 500m) bewegt. Mir ist zwar schleierhaft, wieso das jemand einbauen lassen sollte, der nicht gerade einen fahrbaren Wagen baut... Normalerweise bewegt sich ein Haus ja nicht vom Fleck. Aber es gibt wohl schon einen Grund. Für ein Tiny House würde es sich allenfalls lohnen, denn man weiss ja nie, wo das Ding später steht. Vielleicht in den Bergen, oder am Meer, haha?! Das Problem ist einfach, dass der Druckausgleich nicht ganz billig ist. Der Chef der Fensterabteilung hat gemeint, das sei wohl nicht unbedingt nötig. Wenn's da draussen irgendjemanden gibt, der mir dazu einen Tipp hat, möge mir bitte bald eine Nachricht schreiben.;-)

 

Wände aufstellen im letzten Moment abgesagt

 

Heute war eigentlich der Tag, den ich fürs Wändeaufstellen eingeplant hatte. Einige meiner tollen und hilfsbereiten Freundinnen und Freunde waren schon eingeladen, die Sechskantschrauben und Bohrer liegen bereit... Aber ich habe trotzdem gestern Abend beschlossen, dass heute kein Tag fürs Wändeaufstellen sein würde. Denn: Es war einfach unglaublich kalt gestern. Ich hab's in der Überschrift erwähnt, die herrschenden Temperaturen gestern (-8 °C) haben mich und meine Kollegin echt an die Schmerzgrenze getrieben. Das ganze Ausmessen hat kaum Bewegung generiert und wir froren zeitweise so fest, dass wir uns nicht wirklich Zeit nehmen konnten, uns eine Lösung für ein Problem zu überlegen.

 

Ich würde die Wände gerne so schnell wie möglich aufbauen, aber ich kann meine Kollegen nicht in die Eiseskälte schicken, um mit mir halb verfroren Wände aufzustellen. :P Ich bin schon so extrem dankbar um die Hilfe, die ich bekomme, da kann ich das nicht verantworten :D Deshalb warte ich jetzt auf wärmere Temperaturen. Ich habe beschlossen, in der Zeit ein bisschen mehr Material zusammenzusuchen, z.B. den Ofen aufzutreiben, Material fürs Dach einzukaufen und die Fenster zu bestellen. Im Februar werde ich ausserdem um einiges mehr arbeiten und wenig zum Bauen kommen. Dafür ist das Konto danach wieder aufgestockt. :-) Ich halte den Blog hier auf dem Laufenden!

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