Das Tiny House zieht ins Freie

In beinahe rasantem Tempo (haha) geht es weiter mit dem Tiny House, sodass ich hier dringend mal ein Update geben muss. Zuvor aber etwas anderes: Seit Baubeginn im November kann ich beim Bauen fast immer auf die freiwillige, tatkräftige und unglaublich geschätzte Hilfe von Freunden und Interessierten zählen, dafür hier mal von Herzen ein riesiges DANKESCHÖN!!! :D

Und nun zum Bautagebuch...


Mein Tiny House steht jetzt unter freiem Himmel! Hier, bevor es in die Blache gepackt wurde
Mein Tiny House steht jetzt unter freiem Himmel! Hier, bevor es in die Blache gepackt wurde

Bautag 16

 

Am vorgängingen Bautag hatten wir ja begonnen, die Dachsparren fürs steile Dach vorzuzeichnen und mit der Stichsäge zuzuschneiden. Einige Sparrensets hatte ich bereits fertig gebracht, und am 16. Bautag ging's darum, die restlichen Sets noch abzuschliessen. Darum kümmerte ich mich gemäss der bewährten Methode: Die 5m langen 100x40mm-Bretter zuerst in ungefähr passende Abschnitte zuschneiden, dann mithilfe meiner Modellsparren neue Sparren anzeichnen, diese mithilfe der Stichsäge zuschneiden und zur Kontrolle zwischen die Wände stellen, um zu checken, ob sie ungefähr passen.

 

Als alle steilen Sparren fertig gesägt waren, passte ich gemäss 3D-Modell die "Attrappe" an, um mit den flachen Dachsparren fortfahren zu können. Hier ging ich nochmals genau gleich vor wie am Anfang mit den steilen Dachsparren: Ich stellte zwei Modellsparren her, indem ich diese auf der Attrappe auslegte und danach zwischen den Wänden kontrollierte, ob sie a) in der Mitte zusammenpassten, b) auf der Seite auf die Wände passten und c) in der Mitte die Höhe des Sparrensets so hoch war wie im 3D-Modell vorgegeben.

Klingt natürlich nach einer super Methode und hat bei den steilen Sparren auch gut funktioniert. Nur leider habe ich da bei meinem Modell doch irgendwas falsch oder ungenau gemessen, denn mindestens einer der drei aufgezählten Komponenten hat nachher bei jedem einzelnen flachen Sparrenset nicht mehr funktioniert (obwohl das Original so gut gepasst hat?!), sodass das Herstellen der flachen Sparren viel länger gedauert hat als bei den steilen Sparren. -.- Ein wunderbarer Tipp also: Wenn ihr schon Modell-Sparren macht, die ihr nachher überträgt, dann nehmt euch doch lieber zu viel als zu wenig Zeit, um diese wirklich GENAU zu machen. :P

 

Daneben haben wir angefangen, die "knochenförmigen" Bretter zuzuschneiden, die die Sparrensets dereinst zusammenhalten sollten. Die Idee ist, dass man auf beiden Seiten der Sparren - dort, wo das Sparrenset spitz zuläuft - je ein passend geformtes Brettli befestigt. Zusammen halten sie die Sparren wie ein Sandwich zusammen. Daher auch meine liebevollen Spitznamen, "Knochen" oder "Sandwich-Brettli". :-) Als Material habe ich (ultraschwere...) 25mm-Sperrholzplatten aus Föhre/Kiefer benutzt. Wir haben zwei vorbereitete Sparren genommen, sie auf eine Platte gelegt, im Spitz gut zusammengedrückt und die entstehende Form mit Bleistift auf die Platte übertragen. Seitlich habe ich mehr oder weniger random die Breite festgelegt, ich glaube, ich habe 80cm Gesamtbreite festgelegt. Vielleicht wären auch kürzere Brettli genug effektiv gewesen, aber ich habe nicht nachgefragt.

 

Das Brettli haben wir dann ausgeschnitten, provisorisch auf dem Sparrenset montiert und das Ganze zwischen den Tiny-House-Wänden getestet. Hat super gepasst, also wurde dieses Brettli - was für eine Überraschung - das Modell-Brettli und alle anderen Brettli damit vorgezeichnet. Und dann ging's ans Aussägen!

Hier möchte ich noch etwas Wichtiges anmerken: Wer mit der Stichsäge arbeitet, sollte immer vor dem Arbeitsbeginn kontrollieren, ob das Sägeblatt noch genau rechtwinklig zum "Tisch" der Stichsäge befindet. Der Tisch macht sich nach einer gewissen Zeit offenbar selbständig und kann sich leicht verschieben, sodass das Sägeblatt dann nicht mehr rechtwinklig schneidet. Und das nervt, wenn man es zu spät merkt. :-)

 

Zum Schluss haben wir die ersten paar Sparrensets zusammen-gesandwicht! Ein Brettli haben wir jeweils mit acht 45mm- oder 50mm-SPAX-Schrauben befestigt.

Bautag 17

 

Als nächstes haben wir die steilen Sparrensets noch fertig mit den Sandwich-Brettli ausgestattet.

Weil ich schon einige flache Sparren zugesägt hatte, wollte ich zunächst einmal mit deren Sandwich-Brettli beginnen - nicht dass ich da sägte und sägte und es am Schluss nicht passte. Wir gingen vor wie bei den steilen Sparren. Keine Ahnung, was ich da wieder gemurkst habe, aber als ich das Modell-Brettli provisorisch auf ein flaches Sparrenset montiert und es zwischen meine Wände gestellt hatte, war das Sparrenset um einiges zu lang und es passte überhaupt nicht auf die Balken. Was für eine Enttäuschung! Dabei waren das doch meine Modell-Sparren! Da hilft nichts, das Modell-Brettli musste wieder raus und schrittweise (mit viel Hin- und Herlaufen und Anpassen) haben wir die Sparren angepasst, damit sie schlussendlich auf die Wände passten UND im Spitz in der Höhe stimmten... Ich sage nur eins: Nervig!

 

Irgendwann hat's dann gepasst, und wir haben ein neues Modell-Brettli gemacht, damit wenigstens dieses stimmte und immer den guten Winkel vorgeben würde. Denn offensichtlich stimmten ja - aus unerfindlichen Gründen - irgendwas mit den Sparren nicht, und die konnte ich nicht mehr alle neu zusägen. Die Sparren wurden in der Folge beim Zusammenlegen einfach dem Sandwich-Brettli-Winkel angepasst und wurde passten folglich halt in der Mitte nicht mehr so super.

Nach dieser frustrierenden Etappe habe ich mit dem Zusägen der flachen Sparren fortgefahren, während mein Helfer das Modell-Brettli vervielfältigt hat.

 

Am Nachmittag kam dann die Anfrage seitens der Schreinerei, ob ich und das Tiny House ready seien, um aus der Scheune zu fahren: Denn diese würde in Kürze für andere Unterfangen benötigt. Ich hatte nicht schon an diesem Nachmittag damit gerechnet, aber zum Glück waren schon alle steilen Sparren bereit, um mit ihnen wenigstens ein provisorisches Dach bauen zu können. Also hiess es: Raus!

Ein Schreiner holte den Traktor und hängte das Tiny House an. Die Route führte raus auf die Strasse und nach einem kurzen Stück Strasse (ca. 50m) wieder aufs Areal des Holzlabors. Ich durfte während der ersten Fahrt meines "Häuschens" (den Transport des Anhängers mal nicht mitgerechnet) zu meiner kindlichen Freude im Häuschen selber stehen und musste dafür sorgen, dass der ausscherende Anhänger nirgends hängen blieb. Ich war sehr aufgeregt und konnte gar nicht aufhören zu strahlen, als ich merkte, dass meine Konstruktion dem Geholper mehr als gewachsen war und mit sehr freudiger Miene den wartenden Autos zuwinken konnte. :D Hihi!

Die letzte Etappe schoben wir den Wagen von Hand an, was im Moment zu dritt oder viert noch gut geht. Am designierten Standplatz angekommen, stellte ich die Stützen wieder unter das Hüüsli und ein Schreiner baute für mich mit meinen Sparren das provisorische Dach. Ich hatte nicht mehr allzu viel Zeit an diesem Tag und wäre mit meiner Höhenangst und fehlenden Erfahrung eine halbe Ewigkeit dran gewesen, so war ich froh, konnte ich auf professionelle Hilfe zählen. Zum Schluss kam eine wasserdichte Blache aufs Tiny House, die in den folgenden Schnee-Tagen sehr willkommen war.

Bautag 18

 

Einige Tage später, nachdem das provisorische Dach von Schnee und Regen getestet worden war, besuchte ich das Tiny House wieder und nahm zuerst den OSB-Boden in Augenschein. Die Blache ist nämlich nicht 100% regendicht, es hat ein paar ganz kleine Löcher drin. Ich stellte fest, dass tatsächlich ein wenig Regen den Weg ins Hüüsli gefunden hatte, folglich waren die (nicht auf Feuchtigkeit ausgelegten) OSB-Platten an zwei drei Stellen an den Rändern leicht aufgequollen. Aber so wenig, dass man das später problemlos abschleifen kann.

 

An dem Tag fuhr ich mit dem Zusammenstellen der flachen Sparren fort, beendete die Brettli-Vervielfältigung und musste 100x hin- und herlaufen, bis diese doofen Sparren endlich passten und ich die Kerven (diese Aussparungen, auf denen der Sparren aufliegt) angepasst hatte. Bei einigen Kerven habe ich in meiner leicht gereizten Stimmung vielleicht etwas zu viel weggeschnitten. Mal schauen, ob das dann beim Dachbauen ein Problem wird, ich denke nicht.

Bautag 19

 

Am 19. Bautag gab ich den flachen Sparrensets noch den letzten Schliff und machte mich danach mit einem Helfer an die erste Giebelwand, die ich in meinem Laien-Jargon gerne "Dachdreieck" nenne. Damit meint man die kleinen Teile der kurzen Seitenwände, die bis in den Spitz der Sparren hochführen.

 

Zu diesem Zweck legte ich den unteren Balken bereit und machte aus ihm gleich eine weitere "Dach-Attrappe", indem ich mittig einen Balken provisorisch befestigte, der genau so lang war, wie das Dachdreieck hoch werden sollte. Auf diese Weise konnte ich dann einfach wieder die schrägen Balken (die logischerweise gleich schräg sein mussten wie die Dachsparren, in diesem Fall wie die steilen Dachsparren) drauflegen und sie so lange gemütlich ausrichten, bis sie auf beiden Seiten passten; und dann mit dem Bleistift einzeichnen, wo ich was wegsägen musste (siehe 1. Foto). Auch diese Balken schnitt ich mit der Stichsäge zu; hier macht es auch Sinn, da es sich um kleine, feine Schnitte handelt.

 

Als der dreieckige Rahmen der Giebelwand fertig war, "bockten" wir den Rahmen gewissermassen "auf" und legten ihn auf ein paar gleich breite Balken (siehe 2. Foto). Die kleinen, abgeschrägten Balken dazwischen waren daher ganz einfach vorzuzeichnen. Wir mussten nur auf dem unteren, langen Balken einzeichnen, wo wir die kleinen Balken haben wollten, ein passendes Balkenstück drunterlegen und anhand des Rahmens die Bleistiftlinien zeichnen, wo gesägt werden musste. Alle Balken passten super! Befestigt haben wir übrigens alles mit den langen 100mm-Schrauben.

Bautag 20

 

Am 20. Bautag folgte die zweite Giebelwand, die eine andere Form aufweist, weil sie auf der Seite der Schlafloft eingebaut wird. Statt eine neue Attrappe zu bauen, haben wir einfach die erste Giebelwand als Vor- und Unterlage benutzt, da sie unten die gleiche Breite und oben die gleiche Mitte wie die zweite Giebelwand aufweist. Da es klar war, dass die schrägen Balken in der Mitte auf dem Spitz der ersten Giebelwand landen musste, mussten wir nur sicherstellen, dass die schrägen Balken seitlich auf der richtigen Höhe lagen. Einzeichnen, sägen und kontrollieren - das Übliche folgte. Nun mussten wir nur noch die seitlichen Ständer und jene in der Mitte der Wand zusägen. Dies machten wir wieder gleich wie mit der ersten Giebelwand, mittels "Aufbocken" auf anderen Balken. Finito!


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Kommentare: 2
  • #1

    Heini Wild (Mittwoch, 17 Mai 2017 16:10)

    Liebe Fiona,Du kannst STOLZ auf Deine Arbeit sein;so ganz ohne Holz Vorkenntnisse und Holz-Ausbildung:alle Achtung. Es ist schön geworden.Die Idee mit den "Brettli" ist echt gut.
    Kleine Anmerkung:ich hätte einen kleinen Dachvorsprung gemacht,damit das Waser nicht der Wand entlang hinunter läuft.(Die Sparren etwas über die Aussenkonstruktion laufen lassen)
    Glückwunsch es ist echt schön geworden.Liebe Grüsse:Heini

  • #2

    Fiona (Donnerstag, 18 Mai 2017 17:04)

    Lieber Heini
    Vielen Dank für deine aufstellende Nachricht, ich freue mich sehr über deine Anerkennung :D
    Ich weiss, was du meinst. Aber das Wasser wird trotzdem nicht der Wand entlang hinunterlaufen. Hier auf den Screenshots kannst du sehen, wie ich es geplant habe: https://www.tiny-house-projekt.ch/mein-projekt/modell/
    Jetzt kommt noch die komplizierte Erklärung: Meine Dachbleche werden 2-3cm länger sein als die Dachsparren, also über die Wandkante hinausgehen! Wenn das Wasser oben auf dem Dachblech landet, wird es über ein Abschlussblech laufen und 2-3cm vor der Fassade hinuntertropfen. Dieses Abschlussblech ist auf einer vorgehängten Latte montiert, welche wiederum auf den Schiftlatten der Hinterlüftung befestigt ist.
    Somit ist es egal, ob meine Dachsparren darunter nur bis zur Wandkante reichen. :-)
    Herzlichen Dank nochmal für die Glückwünsche!
    Liebe Grüsse,
    Fiona