1 Jahr Tiny-House-Projekt!

1 Jahr Tiny-House-Projekt!

Gestern, am 24. November 2017, war das 1-jährige Jubiläum meines Tiny-House-Projekts!!! :D Die Freude ist gross :D

Ich nehme diesen schönen Tag zum Anlass, um einen Rückblick aufs vergangene Jahr zu halten und ein paar Gedanken zum Tiny-House-Bau mit der Allgemeinheit zu teilen. :-)


Vom PKW-Anhänger zum Häuschen
Vom PKW-Anhänger zum Häuschen

Vor genau einem Jahr wurde nach einer ziemlichen Verspätung mein massgefertigter Tiny-House-Anhänger geliefert, und die Freude war riesig, endlich mit meinem Traumprojekt loslegen zu können! :D Ein paar Zahlen zum vergangenen Jahr:

 

Seit dem 24. November 2016 ...

  • habe ich 286 Stunden am Tiny House gebaut
  • habe ich ca. 1 Tag pro Woche für Bestellungen, Offerten, Recherche und Transporte verwendet
  • bin ich an 68 Tagen draussen beim Tiny House am Werkeln gewesen
  • habe ich pro Bautag durchschnittlich etwas mehr als 4 Stunden gebaut
  • haben wir durchschnittlich immer zu zweit am Tiny House gearbeitet
  • konnte ich auf die unglaublich geschätzte Hilfe von 31 Freunden und Freundinnen, Alt- und Neu-Bekannten zählen!!!
  • habe ich laut meiner Excel-Tabelle 23'197.42 Franken für das Tiny House ausgegeben (da sind ein paar Autofahrten und v.a. die Stellplatzmiete noch nicht eingerechnet)
  • habe ich zu meiner Freude viele Mails und Besuche von interessierten Menschen bekommen!

 

Riesiges DANKESCHÖN an Helfer/innen

Ich möchte mich hier nochmal ganz herzlich bedanken bei all meinen Freunden und Freundinnen und all meinen alten oder neuen Bekannten, die mir in diesem ersten Jahr beim Bauen und Werken geholfen haben. Ich hatte im Vorfeld des Projekts unterschätzt, wie wenig man mit nur zwei Händen bauen kann und bin deshalb unglaublich glücklich, dass so viele von euch mich einmal oder mehrmals beim Bauen unterstützt haben. Ich habe 286 Stunden am Tiny House gebaut, aber alle Helfer/innen zusammen haben nochmal so viel Stunden mit mir gearbeitet. Ebenfalls möchte mich meinen Eltern und meiner Familie bedanken, die mich finanziell und natürlich auch im "Geiste" unterstützt. Ich fühle mich von allen Seiten unterstützt und bin sehr glücklich, dass das Interesse an meinem Projekt so gross ist :D Danke :-))))


Mein Tiny House macht Freude

Ich bin überglücklich, dass ich in diesem Jahr in Sachen Tiny House so viel erreicht habe. Jedes Mal, wenn ich zum Tiny House rausfahre und mein kleines/grosses Werk erblicke, kann ich nicht anders, als zu lächeln! Ich habe sehr viel Freude an meinem unfertigen Bauwerk und ich bin immer noch voller Begeisterung für das Projekt. Es ist genau so, wie ich es mir vor dem Projekt vorgestellt habe: Es gibt nur wenig, was sich besser anfühlt, als die Freude über etwas, was man selbst und von Hand erschaffen hat, und was für einen selbst sehr viel Sinn macht. Ich muss sagen, es hat mich noch kaum je der Anblick eines materiellen Guts so in Aufregung versetzt wie der Anblick meines Tiny Houses. :-P Selbst wenn ich mal unmotiviert beim Tiny House ankomme, ist das kein Problem. Dann geh ich rein, lege mich auf die Matte, die ich dort ausgelegt habe, und betrachte mit sofort eintretender Zufriedenheit die symmetrische Dachkonstruktion oder schau durch meine selber eingebauten Fenster dem Regen zu. Es ist wirklich, wirklich einzigartig, in einem selbergebauten Haus zu sitzen, sei es noch so klein. ;-) Die Motivation zum Bauen kommt dann zwar nicht immer zurück, aber wie gesagt - es stellt sich eine automatische Zufriedenheit und Ruhe ein. Wenn das so bleibt, bis das Tiny House bezugsbereit ist, dann werde ich im Alltag vielleicht supergelassen sein, weil ich automatisch zufrieden und ruhig bin, sobald ich nach Hause komme! :P

 

Motivation und Einstellung

Von Motivationskrise kann ich also (noch?) nicht sprechen, auch wenn das Projekt einiges von mir abverlangt. Vielleicht ist es für die Motivation förderlich, dass ich das Projekt nicht an einem Stück versucht habe durchzuziehen, sondern nebenher immer gearbeitet oder studiert habe. So hatte ich viel Abwechslung und das Bauen erschien nicht als Muss, sondern als willkommene Variation zum "Alltag" - auch wenn das Häuschenbauen für den Grossteil des Jahres mein Hauptjob war.

Trotzdem kann ich jetzt aus eigener Erfahrung sagen, dass ein Tiny House viel Arbeit bedeutet und dass man es sicher nicht unterschätzen sollte. Wenn man nicht voller Begeisterung, Leichtigkeit und einer Mischung aus Neugierde, Tatendrang und gewisser Hartnäckigkeit an die Sache herangeht, könnte sich so ein Projekt als reine Last entpuppen. Insofern rate ich Menschen, die auch ein Tiny House bauen möchten, sich wirklich mit der eigenen Motivation auseinanderzusetzen. Wenn noch andere Projekte zur Diskussion stehen oder man hin- und hergerissen ist zwischen verschiedenen Wohnformideen, bzw. die Prioritäten noch nicht sicher sind oder sich diese in naher Zeit ändern könnten, würde ich (noch) kein Tiny House bauen, sondern zuerst die eigenen Bedürfnisse herauszuschälen versuchen.

Ich hatte allerdings auch von verschiedenen Seiten gehört, ich sollte es nicht unterschätzen und es sei viel Arbeit, aber das hat mich ehrlichgesagt nur mässig beeindruckt... weil ich es einfach unbedingt probieren wollte! Und bis jetzt hat sich die Entscheidung, es zu probieren, ja wirklich gelohnt. :-) Von daher: Lasst euch nicht ins Bockshorn jagen. Wenn ihr wollt, macht es.

Ich war übrigens seit jeher eher bekannt als Person, die viele Projekte anreisst, aber keines beendet. Mein fehlender Durchhaltewille war daher im Vorfeld des Projekts meine grösste Sorge. Aber vielleicht hat vorher ja nur der Durchhaltewille gefehlt, weil auch die ultimative Begeisterung und der Sinn gefehlt hat?

 

Die grösste Herausforderung des Tiny-House-Baus

Die grösste Herausforderung am Tiny-House-Bauen ist für mich wohl die Gleichzeitigkeit verschiedener Herausforderungen oder "Baustellen". Eine Herausforderung sind die Voraussetzungen (Geld, Zeit, Bauplatz, Wissen) und die andere das konkrete Arbeiten (Bauen, Helfer/innen, Bestellungen). Der Clue, um das alles unter einen Hut zu bringen, heisst für mich persönlich Organisation. So ein Projekt ist eine echte logistische Herausforderung, und das ist für mich das ALLERSCHWIERIGSTE am Tiny-House-Bau.

 

Das sind oft meine Gedanken:

  • Das Projekt kommt nicht vorwärts, wenn ich nicht baue. Also grundsätzlich möglichst viel Bauen!
  • Man kann aber nicht bauen, wenn keine Materialien vorhanden sind. Also möglichst früh, bevor der momentane Bauschritt erledigt ist, die Materialien für den nächsten Bauschritt bestellen!
  • Man kann aber keine Materialien bestellen, wenn man nicht weiss, was man genau bestellen will. Also möglichst früh schon recherchieren, Offerten einholen, entscheiden und bestellen!
  • Man kann aber nichts bestellen und kaufen, wenn kein Geld da ist. Also regelmässig für finanziellen Nachschub sorgen und regelmässig für Lohn arbeiten!
  • Man kann auch nicht bauen, wenn niemand da ist, der mich unterstützen kann. Also regelmässig Leute organisieren und ihnen das Bauen möglichst angenehm gestalten! (--> etwas Interessantes bauen, keine langweiligen Routine-Arbeiten, Zmittag organisieren, Fahrt organisieren)
  • Man kann nicht bauen und nicht arbeiten, wenn man keine Energie mehr oder zu viel Muskelkater hat. Also regelmässig für Ruhetage sorgen! Auch mal chillen und in die Ferien gehen!
  • Was tun, wenn die Planung korrekt und sorgfältig durchdacht war, aber die Materialien wieder mal zu spät oder falsch geliefert werden?
  • Wo stelle ich das Tiny House später hin, wie lange kann es da noch stehen, wo es jetzt steht?
  • Wann geht das Geld aus?
  • Wann ist es zu kalt und zu heiss zum Bauen? Was kann ich nur bei schönem Wetter erledigen?

Zu Recht musste ich mir da irgendwie eine Routine zulegen, was wann zu tun ist. Aber so eine richtig gute Routine habe ich immer noch nicht. Ganz ehrlich, ich bin manchmal überfordert mit der Koordination dieser Schritte. Da wünschte ich mir echt einen Sekretär. ;-)

 

Balance finden zwischen Sich-selbst-pushen und Nachsichtig-sein-mit-sich-selber

Fazit bis jetzt: Für mich ist der Sinn und die Freude am Projekt nach wie vor gegeben, obwohl es anstrengend ist, das Projekt alleine zu koordinieren. Ich finde es nötig, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass es zwar bis zu einem gewissen Punkt notwendig ist, sich zu pushen und auch mal am Projekt zu arbeiten, wenn man nicht so viel Energie oder Lust hat. Aber dass es auch sehr wichtig und völlig in Ordnung ist, auf die eigenen Kräfte zu achten und nachsichtig zu sein mit sich selbst. Menschen sind ja keine Maschinen, und das Leben geht weiter, auch wenn man ein halbfertiges Tiny House hat. Es kommen private Krisen hinzu, die man nicht vorhersehen kann und bewältigen muss, oder man muss sich auf einer neuen Arbeit einleben, oder sich an ein neues Studium gewöhnen. Dann ist es manchmal einfach zu viel verlangt, beim Tiny House immer alles zu geben. Man muss die Gelassenheit und Musse haben, sich Pausen zu gönnen, egal wie lange die Pausen dauern. Man darf nicht vergessen, dass die Welt nicht untergeht, wenn es ein Jahr länger geht, bis das Tiny House fertig ist. Der Weg ist das Ziel!

Natürlich widme ich diese Sätze vor allem mir selbst. ;-) Manchmal vergesse ich, wie viel Zeit und Energie ich schon in dieses Projekt investiert habe und kann vor lauter To-Do-Listen nicht wertschätzen, was ich schon erreicht habe. Dann schaue ich mir die Fotos vom ganzen Jahr an und erinnere mich, wie ich stundenlang Balken zusammengeschraubt habe, hoch- und runtergeklettert bin und jedes einzelne Schräubchen an dieser ganzen Konstruktion selbst gesetzt oder zumindest bewusst in Auftrag gegeben und kontrolliert habe (;-)). Und dann klopf ich mir auf die Schultern und gebe mir Anerkennung. :D

 

Persönlich wachsen!

Das Grösste an diesem Projekt ist die Gelegenheit, persönlich zu wachsen. Sich weiterzuentwickeln! Ich lerne durch dieses Projekt sehr viel über meine Motivation, meinen Tatendrang, meine Stärken und Schwächen, meine Grenzen, meine Möglichkeiten und meinen Durchhaltewillen. Wo sonst kann man sich in so vielen Bereichen gleichzeitig testen? Ich habe aber auch unglaublich viel über Handwerk und körperliches Arbeiten gelernt. Nicht nur habe ich einen überbordenden Respekt bekommen vor Menschen, die 8 Stunden am Tag bei frostiger Kälte und sengender Hitze auf dem Bau arbeiten... Ich habe mir auch schlicht und einfach superviel Wissen über bauliche Konstruktionen und den Umgang mit Werkzeugen angeeignet. Und darf es hier über den Blog sogar weitergeben. Das fühlt sich gut an! :-)

Und was ist das Beste daran? Irgendwann kann ich in diesem Häuschen tatsächlich wohnen. Ein Tiny House ist kein "befristetes" Projekt. Das Ergebnis ist nicht zum Anschauen, sondern zum Brauchen. Ist es fertiggestellt, fängt das Projekt erst richtig an! :D

 

In diesem Sinne...

Auf ein weiteres erfolgreiches und gewinnbringendes Tiny-House-Projekt-Jahr!

 


PS: Ich hab noch ein paar Dinge auf dem Blog angepasst:

  • Das Design: Neu zeigt der Header ein Bild von meinem eigenen Tiny-House-Dach
  • Die Tiny-House-Fortschritte in Kürze sind auf der Home-Seite zu sehen (hab mir das ein bisschen von www.ökilogisch.ch abgeschaut, danke für die Inspiration :D)
  • Mehr Infos zum Baurecht (> Tiny House Wissen)
  • Mehr Infos zur Auswahl des geeigneten Tiny-House-Anhängers (> Tiny House Wissen)
  • Etwas mehr Infos zur Dachplanung, aber noch nicht so geordnet (> Tiny House Wissen)
  • Genauere Budget-Angaben pro Bauschritt (> Mein Projekt)
  • Es gibt zwei neue(re) Schweizer Tiny-House-Seiten, die ihr euch anschauen solltet und wo wir uns austauschen können - die Links werde ich später auch noch unter >Links aufschalten

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Kommentare: 4
  • #1

    Susanne (Dienstag, 28 November 2017 11:49)

    Hei Fiona,
    gratuliere zu über einem Jahr Hausbau! Mach weiter so und steck noch ganz viele Menschen mit Deinem Tatendrang und Deinen Visionen für ökologischere, bewusstere, minimalistischere Wohnformen an! Sobald wir in der Überzahl sind, können wir hoffentlich auch die schwerfälligen Gesetzgeber und Am-Hebel-Sitzer überzeugen... :-P
    Bis bald wieder & hebs guet!
    Susanne

  • #2

    Fiona (Dienstag, 28 November 2017 11:56)

    Hey Susanne!
    Danke viel Mal! :D Ich hoffe natürlich auch, dass möglichst viele Menschen diese Wohnform für sich wählen und dass wir bald eine kleine Bewegung und keine 'Einzelgänger/innen' mehr sind ;-) Dann sollte das mit den Gesetzen früher oder später schon funktionieren!
    Bis bald und liebe Grüsse,
    Fiona

  • #3

    Chris (Sonntag, 21 Januar 2018 14:27)

    Hey! Sehr inspirierende Website und bleib' dran! War ein schöner Fund für mich, diese diesen Blog, diese Passion, dieses Projekt!

  • #4

    Fiona (Dienstag, 20 Februar 2018 09:15)

    Hey Chris :-)
    Vielen Dank! Freut mich, dass du den Weg auf meinen Blog gefunden hast;-)
    Liebe Grüsse,
    Fiona