Erste grosse Mittelwand fertig

In der Vorweihnachtszeit bin ich nebst meiner Arbeit im Restaurant und dem Auskurieren meines Bau-Muskelkaters nicht mehr viel zum Tiny-Häuseln gekommen. Die beiden grossen Mittelwände, die über den Radkasten gehen, benötigen erwartunsgemäss viel mehr Zeit als der Rest der Wände - aber es geht vorwärts!


Die "schwierigen" zwei Wände

 

Also, weshalb sind die mittleren Wände, die beidseits über den Radkasten gehen, überhaupt schwieriger als die anderen?

  • Erstens sind sie die grössten Wände, die am meisten Balken beinhalten. Das heisst, man bohrt und schraubt einfach viel mehr und das braucht Zeit.
  • Zweitens: Die Mittelwände sind zu gross, um sie auf dem Tiny-House-Boden zu bauen, so wie ich es bei den restlichen Wand-Sektionen gehandhabt habe. Stattdessen muss ich sie draussen auf dem Vorplatz bauen, wo es einerseits superkalt ist (Winter Wonderland, juhui) und man sich immer mal wieder etwas aufwärmen gehen muss, und andererseits der Boden nicht ganz so eben ist. Um also die Wand schön gerade zu bauen und sicherzustellen, dass die Balkenübergänge passen, muss man die Balken teilweise mit einem kleinen Keil oder sogar nur einem Kartonstück anheben, damit sie beim Zusammenschrauben schön bündig sind.
  • Drittens: Weil ich die Wände draussen bauen muss, kann ich sie leider nicht halbfertig liegen lassen. Sonst würden sie ja nass und allen im Weg liegen. Deshalb muss ich sie in einem einzigen Tag zusammenbauen, und das ist eine echte Herausforderung für mich. ;-) Und gerade jetzt habe ich wegen Weihnachten wenige 'ganze' Tag zur Verfügung, deshalb muss die zweite Mittelwand noch etwas warten...
  • Und viertens, das ist der nervigste Punkt: Der Anhänger wurde am Radkasten ein bisschen anders gebaut, als ich es erwartet hatte. Dies habe ich erst vor Kurzem bemerkt. Es hat nämlich auf dem Radkasten einen schmalen Stahl-"Rand", der um den Radkasten führt:

Eigentlich wollte ich, dass dieser "Rand" ausserhalb des sonstigen Anhängerrands angeschweisst wird. So, wäre es nämlich möglich gewesen, die Mittelwände in gewohnter Manier wie die anderen Wandsektionen bündig zum Rand des Anhängers über den Radkasten zu führen.

Das Dumme ist jetzt aber, dass dieser "Rand" innerhalb des Anhängerrands angeschweisst wurde, also eigentlich dort der Wand in die Quere kommt, die dort stehen sollte:

Dies bedeutet, dass ich bei allen Balken, denen dieser Stahl-Rand in die Quere kommt, ein entsprechendes kleines Stück rausfräsen musste. Eine solche kleine Ausfräsung nennt man in Schreiner-Sprache "Falz".


Bautag 8

 

Der 8. Bautag begann also mit Knobeln. Es war zuerst mal mühsam, mir auszudenken, wie viel ich genau wo wegfräsen musste. Danach kam das Messen und Anzeichnen dran, was immer viel länger geht als gedacht.

 

Die nächste Schwierigkeit war dann, herauszufinden, mit welchem Werkzeug ich diese Stücke raussägen konnte. Nach sorgfältigem Abwägen musste ich einsehen, dass man diesen Schritt mit der Tischkreissäge in wenigen Minuten gemacht hätte - aber ich leider die Tischkreissäge noch nicht bedienen konnte! Für die, die das nicht wissen: Ich darf beim Holzlabor die Werkstatt mitbenützen, muss aber für die grossen Maschinen zuerst eine Einführung machen. Logischerweise.

 

Ausserdem kam noch etwas dazu, wofür ich die Tischkreissäge benötigte! Und zwar hatte ich in meinem 3D-Modell - so gut es auch ist - vergessen, den 5mm-Randstreifen über dem Radkasten einzuzeichnen. Als ich diesen eines Morgens befestigte, fiel mir ein, dass nun der Radkasten sozusagen auf beiden Seiten 5mm breiter ist und daher die Balken zu beiden Seiten des Radkastens je 5mm zu lang sind. -.-

Zum Ablängen (Schreiner-Sprache für "Kürzen") ist definitiv die Tischkreissäge die beste Wahl, den die Stichsäge stichelt ziemlich unkontrolliert in der Gegend rum und hinterlässt eine fusslige Schnittfläche, und das Sägeblatt der Handkreissäge kommt nicht durch die 6cm-Balken durch. Jep, also musste ich Hilfe holen von den Profis. Zum Glück hat sich ein Schreiner Zeit genommen, mir beim Ablängen und Rausfräsen zu helfen, sodass ich nach einer halben Stunde alle schwierigen Balken ready hatte.


Bautag 9

 

Am nächsten Bautag hatte ich für ein paar Stunden wieder einen Helfer auf der Baustelle, und da ich die schwierigen Balken alle schon zugeschnitten und -gefräst parat hatte, war ich guter Dinge. Zusammen legten wir die passenden Balken aus, um die Wand wie gewohnt zusammenzuschrauben. Da bemerkten wir nochmal etwas: Da der Randstreifen über dem Radkasten ja dazu geführt hatte, dass die anliegenden Balken um 5mm gekürzt werden mussten, musste nun folgerichtig auch der Balken über dem Radkasten verändert werden. Und zwar war dieser nun zu kurz als gedacht!! Nervig. Wie improvisiert man also, damit ein bereits geschnittener Balken länger wird? Wir entschieden uns dazu, auf beiden Seiten ein passgenaues 5mm-Sperrholz-Plättli anzulegen, und dieses einfach mitanzuschrauben. Und siehe da, es hat geklappt...

Ausserdem mussten wir noch die Höhe des Radkastens abmessen, damit die Wand dann auch wirklich links und rechts vom Radkasten und auch noch auf dem Radkasten schön auf dem Untergrund liegt. Und nicht irgendwie auf einer Seite in der Luft hängt. Alles nicht so einfach abzuschätzen. Verrechnen darf man sich auch nicht. Schlussendlich haben wir die Wand dann aber zusammengeschraubt, und jetzt hoffe ich inständig, dass es dann passt!

 

Noch eine Schwierigkeit zum Schluss: Der Balken über dem Radkasten ist der dickste von allen Balken (10cm statt 6cm; aus Gründen, die dann später im Bauprozess klar werden). Es war gar nicht so einfach, die 14cm-Schrauben durch diesen Balken zu schrauben, sodass diese noch genug tief in den Ständern oben verankert sein würden. Hätten wir diese 14cm-Schrauben einfach reingeschraubt wie sonst immer (sodass die Schraubenköpfe bündig sind mit der Balkenoberfläche), dann wären nur noch die Schraubenspitzen im zu befestigenden Ständer gewesen. Zu wenig, damit es hält. Also mussten wir die Schrauben im 10cm-Balken 'versenken' - dafür haben wir mit einem dicken Holzbohrer ein paar Zentimeter vorgebohrt und die Schraube dann sozusagen erst mitten im Balken 'losschrauben' lassen. Naja, ich weiss nicht, ob meine Erklärung Sinn macht, wenn man nicht dabei gewesen ist.:P

 

Ich glaube, es ist jetzt klar, weshalb die Mittelwände länger dauern als die anderen Wände?;-)

Spätabends hat mir dann ein Schreiner vor Ort geholfen, die grosse Wand in die Scheune zu tragen und an einen Pfosten zu lehnen. Denn natürlich war sie viel zu schwer und gstabig für mich alleine. Als die Wand dann da so stand und ich daneben, ist mir augefallen, wie hoch die Wände werden! Ich konnte mit ausgestrecktem Arm noch nicht mal den oberen Rand der Wand berühren. Also, so wahnsinnig tiny kommt mir das nicht vor.:-P


Bautag 10

 

Am nächsten Tag kehrte ich nochmals auf den Bauplatz zurück, und zwar, um die Kunst des Tischkreissägens zu erlernen. Toby vom Holzlabor hat sich glücklicherweise Zeit genommen, um mir die ganze Maschine zu erklären und mich über jenste Hebel, Knöpfe und die Gefahren zu informieren. Das Schwierigste an der Tischkreissäge finde ich bis jetzt nicht die fachgerechte Bedienung des Geräts, sondern die Messeinstellungen... Es hat mehrere 'Massstäbe' an der Tischkreissäge, und ich finde diese ziemlich verwirrend. Je nachdem, ob der Balken, den man absägen will, lang oder kurz ist, nimmt man die eine oder die andere Messskala, und da bin ich noch nicht sehr intuititiv unterwegs.

 

Am Mittag traf meine Kollegin ein, die mir in der nächsten Stunde beim Zusägen der schwierigen Balken für die zweite Mittelwand zur Seite stand. So konnte ich das Gelernte gleich anwenden. Zusammen haben wir jeweils die Messskala eingestellt und darüber fachgesimpelt, auch welcher Seite des Balkens man jetzt wie abschneiden sollte, und gesägt habe dann ich. Die frohe Nachricht ist nun also: Alle Balken, die für die zweite Mittelwand angepasst und ausgefräst werden mussten, sind jetzt parat und sobald ich einen ganzen Tag zur Baustelle rausfahren kann, wird die zweite Wand fertiggeschraubt.

Jetzt wünsche ich allen, die das lesen, noch ganz schöne restliche Festtage und einen guten Rutsch! Ich gönne mir jetzt ein paar Tage Ruhe und Ferien und baue dann umso motivierter weiter. :D

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Kommentare: 2
  • #1

    Michael Hirsch (Donnerstag, 19 Dezember 2019 23:02)

    Hi welche Stärke haben die Hölzer die das Gerüst bilden!??

  • #2

    Fiona (Freitag, 20 Dezember 2019 11:30)

    Hallo,
    Generell habe ich 60x80mm-Hölzer für die Wände benützt.
    Ich würde im Nachhinein aber ein schlankeres, da leichteres Format benützen. Welche Masse ich nehmen würde, weiss ich nicht auswendig.
    Liebe Grüsse,
    Fiona